Einführung von 3G-Regel sorgt für hohen Krankenstand bei Berliner Verkehrsbetrieben
Der Berliner Nahverkehr und seine Passagiere leiden aufgrund vieler Ausfälle bei U- und S-Bahn unter ausgedünnten Fahrplänen. Grund könnten die verordnete 3G-Regelung am Arbeitsplatz und der daraus resultierende hohe Krankenstand sein.
Im Berliner Nahverkehr fallen immer mehr Fahrten aus, seitdem sich ungeimpfte Mitarbeiter aufgrund der neuen 3G-Regelung am Arbeitsplatz testen lassen müssen.
Folgende Durchsage der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) begleitet nun regelmäßig die Fahrgäste von U- und S-Bahn auf ihrem Weg durch die Stadt: “Derzeit können wir Ihnen nicht alle Fahrten anbieten.” Das Unternehmen sieht sich derzeit mit einem auffällig hohen Krankenstand unter den Mitarbeitern konfrontiert.
“Wir sehen bereits seit den letzten Wochen einen Anstieg der Krankenstände im Unternehmen. Das ist für die Jahreszeit typisch – grippale Infekte, Kinder sind krank und so weiter”, erklärte BVG-Sprecher Jannes Schwentu am Montag.
Die Berliner Zeitung erfuhr von einem “Brancheninsider” jedoch ganz andere Gründe für die hohe Zahl von Zugausfällen:
“Viele Ungeimpfte haben keinen Bock aufs Testen und bleiben ganz weg, melden sich also krank.”
Die Zahl der Krankmeldungen im Nahverkehr hätte demnach seit Einführung von 3G am Arbeitsplatz auffällig zugenommen.
Dies bestätigte auch Jeremy Arndt von der Gewerkschaft Verdi: “Die BVG kämpft mit demselben Problem wie die S-Bahn. Auch bei ihr ist die Zahl der Krankmeldungen gestiegen, seitdem 3G am Arbeitsplatz gilt.”
Am Sonntag teilte die DB Regio mit, dass “wegen kurzfristiger Krankmeldungen” beim Flughafen-Express zwischen Berlin und dem BER 15 Fahrten gestrichen worden seien. Schon am 1. Dezember berichtete die Berliner Zeitung, dass die S-Bahn in Berlin den Zugverkehr wegen einer Krankenquote von mehr als elf Prozent bis zum Jahresende einschränken muss. Demnach werde das Angebot der S-Bahn um drei Prozent gekürzt.
Wegen zu hohen Krankenstands: Verkehrsbetriebe in Sachsen fahren Angebot herunter
Die Berliner Zeitung erläutert: “Seit dem 24. November gilt: Damit Beschäftigte ihre Arbeitsstätte aufsuchen dürfen, müssen sie gegen Corona geimpft, von der Krankheit genesen oder im Besitz eines aktuellen negativen Testergebnisses sein. Zwar bietet die BVG vielerorts Tests an. Doch die Teststellen aufzusuchen, bedeutet einen gewissen Aufwand, den manch einer scheut.”
Mitarbeiter, die so unvorsichtig waren, vor Zeugen zu sagen, dass sie sich wegen 3G und der damit verbundenen Testpflicht für Ungeimpfte krank melden, müssten daher mit “arbeitsrechtlichen Konsequenzen” rechnen. “Arbeitnehmern, die keinen Impfnachweis vorweisen und sich gleich danach sechs Wochen lang krank melden, steigen wir schon mal aufs Dach”, wird ein Mitarbeiter eines Berliner Verkehrsunternehmens zitiert.
Die gesamte Branche steht unter bedenklichen Herausforderungen. Ein sächsischer Regionalzugbetreiber fand laut dem Artikel heraus, dass “Ende November nicht einmal ein Viertel seines Personals geimpft war. Bei Güterbahnen in Ostdeutschland soll die Corona-Impfquote noch darunter gelegen haben”.
“Corona-Erkrankungen, Quarantäne, Kinderbetreuung wegen geschlossener Kitas und Schulen: Aufgrund eines hohen Krankenstandes bei den Fahrern von Bahn- und Busunternehmen kommt es auf einigen Linien zu Ausfällen”, meldete auch der Verkehrsverbund Mittelsachsen.
Der Fahrgastverband IGEB kritisiert, dass die BVG ihr Angebot oft ohne vorherige Mitteilungen kurzfristig anpassen.